Erste Schritte auf grosser Bühne
Letzte Woche feierte die Oper «Il trovatore» in St. Gallen Premiere. Die Widnauerin Nicole Köppel wirkte als Statistin mit.
Susi Miara
Wenn an den St. Galler Festspielen die Oper «Il trovatore» von Giuseppe Verdi auf dem Klosterplatz aufgeführt wird, stehen nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler, der Chor und die Musiker im Rampenlicht, sondern auch die Statisten im Hintergrund, die der jeweiligen Szene zusätzlich Farbe verleihen. Nicole Köppel aus Widnau gehört seit letztem Jahr zu den Statisten des Stadttheaters St. Gallen.
Viel Aufwand für den kurzen Auftritt
Als das Stadttheater letztes Jahr für die Oper «Edgar» in den umliegenden Theatervereinen nach Statisten suchte, zögerte Nicole Köppel nicht lange, meldete sich und wurde gleich genommen. Dieses Jahr wurde sie dann direkt angefragt, ob sie wieder zur Verfügung stehen würde. Natürlich sagte sie spontan zu, obwohl der Aufwand für ihren zehnminütigen, stummen Auftritt sehr gross ist. Die Mitarbeit als Statist erfordert nämlich neben schauspielerischem Flair auch ein hohes Mass an Zuverlässigkeit und vor allem viel Freude am Theaterbetrieb. 20 Proben, fast gleich viele wie die der Sprechrollen, hat Nicole Köppel besucht, oft mit langen Wartezeiten. Die Proben dauerten meistens von 19 bis 22.30 Uhr. Dafür bekam sie eine kleine Unkostenpauschale. Auch wenn die Statistenrolle mit hohem Zeitaufwand verbunden war, hat es ihr sehr viel Spass gemacht. «Ich habe viele neue, coole Leute kennengelernt und auch die Stimmung in der Gruppe ist sehr gut», sagt sie. «Auch die teils berühmten Hauptdarsteller sind überhaupt nicht abgehoben.» Stark geschminkt und sexy angezogen spielt sie mit sechs weiteren Frauen eine Prostituierte. Im dritten Akt müssen die Frauen mit dem Grafen spielen, ihn umwerben. Sie wird von ihm sogar auf den Boden gedrückt und es sieht so aus, als würde er sie küssen. «Das macht er aber nicht», betont sie. Dann ziehen sie sich wieder zurück, beobachten auf der Bühne die Folterszenen mit Azucena, bis sie sich wieder zu einem Foto formieren und erneut von der Bühne verschwinden. Nervös sei sie nicht. «Die grosse Aufmerksamkeit des Publikums liegt halt bei den Hauptdarstellern», sagt Nicole Köppel.
Der Wunsch, auf der Bühne zu stehen
Dreimal stand Nicole Köppel bereits mit dem Dorftheater Widnau auf der Bühne, mit dem Unterschied, dass sie dort immer eine Sprechrolle hatte. So spielte sie einmal eine Beschäftigungstherapeutin in der psychiatrischen Klinik, ein anderes Mal eine Steuerbeamtin und im letzten Stück ein pubertierender Teenager. Sie war 17, noch in der Lehre, als sie zum Dorftheater stiess. «Eigentlich war es aber schon immer mein Wunsch, auf der Bühne zu stehen», sagt sie.
Ihr grosser Förderer ist der Regisseur Andreas Neusser, der auch beruflich mit Jugendlichen arbeitet. Beim letzten Stück hat er für Nicole Köppel sogar eine zusätzliche Rolle geschaffen, nur damit sie mitspielen kann. «Auf der Bühne zu stehen, bedeutet mir viel», sagt sie. Bei ihren beruflichen Plänen ist das Theater auf jeden Fall auch ein Thema. Sie könne sich vorstellen, die Schauspielschule zu besuchen. «Momentan höre ich mich um, hole mir Tipps und Informationen», sagt sie. Einmal auf der ganz grossen Bühne zu stehen ist ihr Traum, den sie verfolgt. Es macht ihr Spass, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und mit coolen Leuten zu arbeiten. «Der Aufwand bis zur Aufführung ist gross», sagt sie. «Was dann aber vom Publikum zurückkommt, ist es alleweil wert.»
Bald beginnen die Proben mit dem Dorftheater
Wenn wetterbedingt keine Zusatzaufführungen dazu kommen, wird Nicole Köppel am 12. Juli zum letzten Mal in St. Gallen auf der Bühne stehen. Zwei Monate später beginnen für sie die Proben mit dem Dorftheater Widnau, wo sie diesmal in die Rolle einer ausgeflippten Bachelor-Kandidatin schlüpfen wird.