Neuer Dorftheater-Regisseur: «Zu Beginn war ich sicher eine Herausforderung»
Das Dorftheater Widnau feiert am 13. April doppelt Premiere: Mit einem neuen Stück und einem neuen Regisseur. Im Interview stellt sich Hartmut Hofer vor.
Unter der Regie von Hartmut Hofer bringt das Dorftheater Widnau das Stück «Single Shopping» auf die Bühne. Im Interview spricht der Vorarlberger über seine Erwartungen an ein Laientheater und verrät, wie er als Regisseur zum Dorftheater Widnau kam.
Herr Hofer, wie wird man Regisseur?
Hartmut Hofer: Mein Einstieg in die Theaterwelt begann beim Amateurtheater-Verein, dem «Spielkreis Götzis», wo ich zunächst als Tontechniker für Geräusche tätig war. Bald darauf erhielt ich die Gelegenheit, den Krimi «Gaslicht» zu inszenieren, was meinen Durchbruch als Regisseur markierte. Ein Highlight war zweifellos die Gründung des ersten professionellen Unterhaltungstheaters, des «Vorarlberger Volkstheaters» (VOVO) im Jahr 2006, gemeinsam mit Stefan Vögel. Dort übernahm ich die Position des künstlerischen Leiters.
Was muss ein Regisseur alles machen?
Er sollte immer allen einen Schritt voraus sein. Meistens übernimmt er die Auswahl des Stücks, besetzt die Schauspieler und leitet die Proben. Nebenbei koordiniert er sich auch unter anderem mit Bühnen- und Kostümbildnern, Techniker und Maske. Der Regisseur sollte einfach wissen, was er möchte und eine klare Vorstellung davon haben, wie das Stück beim Publikum ankommen soll. Er sollte in der Lage sein, die Schauspieler zu motivieren, sodass sie herausgefordert werden, aber dabei stets Spass haben.
Wie sind Sie zum Dorftheater Widnau gestossen?
Vor Jahren stand ich in Kontakt mit ihrem Präsidenten Gianni Ceraolo. Für die aktuelle Produktion suchten sie einen neuen Regisseur, und so kam er auf mich zu. Das stellte für mich eine grosse Herausforderung dar, da ich bis dato niemanden aus dem Team kannte und auch noch keine Ihrer Produktionen gesehen hatte.
Was haben Sie von einem Laientheater erwartet?
Ich verfüge über umfangreiche Erfahrungen im Bereich des Laien- und Amateurtheaters. Die Qualität eines Amateurschauspielers steht nicht grundsätzlich hinter der eines Profischauspielers. Ich habe viele Amateure kennengelernt, die sogar besser waren als Profis. Die Voraussetzungen und Einstellung beim Dorftheater Widnau ist besonders hoch. Die Disziplin, die ich in Widnau vorfand, ist für mich bisher einzigartig. Umso mehr macht es mir Spass und kann so vieles mehr mit ihnen machen, wo sonst meistens die Zeit fehlt.
Wie sind Sie mit dem momentanen Probeverlauf zufrieden?
Wir proben bereits seit Oktober einmal wöchentlich und ich bin sehr zufrieden. Für das Ensemble war ich zu Beginn sicher eine «Herausforderung». Ich bin sehr genau, oft pingelig, und überlasse kaum etwas dem Zufall. Ich kann mir vorstellen, dass sie vor mir mehr Freiraum in ihrer freien Interpretation beim Spielen hatten. Aber sie halten sich ausgezeichnet, und ich bin so richtig stolz auf sie.
Was ist Ihnen bei diesem aktuellen Projekt besonders wichtig?
Ich schätze die alten Schweizer Sitcoms wie „Mannezimmer“ oder „Fascht e Familie“ sehr. Sie heben sich deutlich von anderen deutschsprachigen Sitcoms ab, denn die Schauspieler spielten ihre Rollen ernsthaft und fügten nicht unnötig alberne Elemente hinzu, nur weil sie sich selbst lustig fanden. Das ist mir mit meinem Ensemble in Widnau wichtig, und mein Ehrgeiz treibt mich an, es vielleicht genauso umzusetzen.
Warum sollte man «Single Shopping» sehen?
Um einfach einen unterhaltsamen und beschwingten Abend zu erleben. Durch meine Erfahrung als neuer Regisseur in Komödien wird die Produktion sicherlich eine neue Note erhalten. Eine Mundartkomödie mit einer Prise Musikrevue – das sind doch genügend Gründe, oder?
Interview: Susi Miara
Quelle: Der Rheintaler